Das Ortlerhaus oberhalb des Stilfser Jochs steht schon lange auf meiner ToDo-Liste. Die Legalität der Zufahrt war unklar, da gemäss verschiedenen Berichten und auch eigener Erfahrung weit und breit kein Sperrschild zu finden war. Andere berichteten von einem verrosteten Schild, dass man finden konnte, wenn man danach suchte.

Heute will ich es selber mal probieren. Um niemanden zu belästigen und Ärger zu vermeiden bin ich schon um kurz nach 3 Uhr unterwegs. Ich nehme den ersten Zug durch den Vereina-Tunnel und finde mich im eiskalten Engadin wieder. Wieso habe ich eigentlich nicht die dicken Handschuhe mitgenommen? Blöd, aber nicht mehr zu ändern.

Kurz nach Sonnenaufgang stehe ich auf dem Stilfser Joch und wundere mich, was hier oben los ist. Die Parkplätze sind voll und an der Seilbahn stehen hunderte Leute (mehrheitlich Kinder) in voller Skimontur in der scheinbar endlosen Schlange. Den Abzweig zum Ortlerhaus ist schnell gefunden. Ebenso schnell kommt die Enttäuschung. Dort steht ein nagelneues Sperrschild. Somit kann ich mir eine Fahrt mit zumindest halbwegs reinem Gewissen abschminken. 🙁

An der Tibet-Hütte geniesse ich erstmal die Aussicht und überlege, wie ich den Heimweg gestalte. Aber eigentlich ist es noch zu früh, an Heimweg zu denken. Schliesslich ist es erst 7:30 Uhr.

Da die Kehren hinunter auf der Südtiroler Seite nur bedingt Spass machen, entscheide ich mich zunächst für Bormio als nächstes Ziel. Dann fällt mir ein, dass ich den Gavia schon längere Zeit nicht mehr gefahren bin. Und den Mortirolo (eigentlich Foppa) ebenfalls. Die Fahrt zum Passo di Gavia ist wunderbar. Ich habe die Strasse fast für mich alleine. Erst auf dem unteren Teil der Südrampe nimmt der Verkehr zu. Und zwar massiv. Ich beeile mich, die schmale Bergstrasse hinter mich zu bringen.

Auch auf dem Weg zum Passo del Foppa ist schon viel los. Zahlreiche italienische Grossenduros, besetzt mit 2 Personen, rasen an mir vorbei. Auf meinem Einzylinder lasse ich mich nicht hetzen und geniesse die Fahrt. Kurz vor der Passhöhe mache ich noch einen Abstecher zum Col Carette di Val Bighera. Zurück am Foppa nehme ich die Abfahrt vorbei am Betrüger-(Pantani-)Denkmal nach Mazzo im Veltlin.

Über den Bernina-Pass erreiche ich Pontresina und mache um 13:30 Uhr erstmal kombinierte Frühstücks-/Mittagspause. Der Rückweg ging dann zügig über den Albula-Pass und die Lenzerheide nach Chur und dann über die Autobahn zurück nach Hause.

Die Mission Ortlerhaus ist zwar gescheitert und für die nächsten 30 Jahre (bis das neue Schild verrostet ist) vermutlich gestorben, aber es war eine super Tour. 😀