Britische Inseln 2013
… und ein Fahrradrennen
Alles beginnt mit einer einfachen Frage: „Hat jemand von der Motocrew Interesse, beim RAI 2013 dabei zu sein?“ Am Ende sind es 3 Motocrew’ler, die sich im September auf den Weg nach Irland machen, um beim Race around Ireland als Schiedsrichter dabei zu sein. Einer davon bin ich.
Während Holger schon früher Richtung Irland aufbricht, wollen Urs und ich gemeinsam auf die grüne Insel fahren. Los geht es am Mittwochmorgen in der Nähe von Zürich. Freitagabend wollen wir am Ziel in Navan sein.
Die Anreise
Tag 1
Es ist 8 Uhr, als ich Urs in Dietlikon treffe. Die Sonne scheint und es wird noch kurz Proviant gekauft, bevor wir uns auf den Weg machen. Auf der Autobahn geht es auf schnellstem Weg bis kurz hinter Mulhouse. Urs hatte bei der Planung die Idee geäussert, über den Grand Ballon zu fahren. Leider haben sich die Vogesen in dicke Wolken gehüllt und auf dem Grand Ballon haben wir Sichtweiten von deutlich unter 10 Metern. Nach einer Aufwärmpause suchen wir den schnellsten Weg hinunter unter die Wolkenuntergrenze.
Ab jetzt regnet es zwar, aber wir kommen schneller vorwärts. Am Nachmittag erreichen Chalons-en-Champagne. Der Regen hört endlich auf. Bis zu unserem heutigen Ziel nehmen wir die Autobahn. Nach einigen Mautstellen kommen wir am frühen Abend in Saint-Quentin an und quartieren uns im Hotel City (ehemals Akena) ein.
Tag 2
Kurz nach 9 Uhr machen wir uns wieder auf den Weg. Vor uns liegen knapp 200 km Autobahn und wieder ein paar Mautstellen. Gegen 11:30 Uhr erreichen wir den Fährhafen in Calais und besorgen uns Tickets für die Überfahrt um 12:35 Uhr mit der Spirit of France von P&O. Nach kurzem Sightseeing in Dover umfahren wir London auf der Autobahn. In der Nähe vom Flughafen Heathrow stecken wir kurz im Stau.
Um nicht den ganzen Tag nur Autobahn zu fahren, machen wir einen Umweg über Aylesbury und Buckingham. Eine gute Gelegenheit, Linksverkehr zu üben. Schliesslich geht es aber wieder auf den Motorway. Am frühen Abend fängt es an zu regnen und wir erreichen gegen 20 Uhr leicht durchnässt das Days-Inn in Telford.
Tag 3
Um 9 Uhr geht es weiter. Wir lassen England hinter uns und fahren nach Wales. Schöne Gegend, aber irgendwie kommen wir langsamer vorwärts als geplant. Also wird kurzerhand von den schönen auf die schnellen Strassen gewechselt. Schliesslich müssen wir die Fähre in Holyhead erwischen. Um 12:40 Uhr stehen wir vor den Ticket-Office. Die Fahrkarten sind am Schalter von Stena Line schnell beschafft und um kurz nach 13 Uhr stehen wir in der Warteschlange. Kurz darauf beginnt der Ladevorgang.
Pünktlich um 13:50 Uhr geht es los. Die Überfahrt mit der Stena Adventurer ist ziemlich langweilig. Ausser Regentropfen an den Fenstern und jeder Menge Meer ist nichts zu sehen. Als wir pünktlich um 17:05 Uhr in Dublin ankommen, hört der Regen auf. Jetzt heisst es erstmal raus aus dem Hafen, dann raus aus Dublin und schnell zu unserer Unterkunft. Gegen 20 Uhr erreichen wir die Rathgillan Farm nördlich von Navan. Holger ist schon da und hat auch schon eingekauft. Also ist für das Abendessen gesorgt. Es muss nur noch gekocht werden …
Das Rennen
Tag 4
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Vorbereitung zum Race around Ireland. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Headquarter in Navan und lernen erstmal Alan, Emmet und den anderen kennen. Anschliessend suchen wir einen Handy-Shop, um irische SIM-Karten zu besorgen. Danach gibt es noch eine ausgedehnte Mittagspause. Am Nachmittag treffen wir uns mit dem Organisations-Komitee im Castle Arch Hotel in Trim zu einem kurzen Briefing. Anschliessend findet am gleichen Ort das Fahrer-Briefing statt mit Vorstellung der einzelnen Teams. Am Abend sind wir dann wieder auf der Farm und geniessen die Reste vom gestrigen Abendessen. Holgers Spaghetti sind einfach die Besten. 😉
Tag 5
Heute startet das Rennen. Aber erst am Nachmittag. Draussen stürmt und regnet es. Also bleiben wir so lange wie möglich in unserer Unterkunft. Erst als der Regen nachlässt fahren wir nach Trim. Im Castle Hotel bekommen wir noch letzte Informationen vom OK. Dann besorgen wir uns Proviant für unterwegs und platzieren uns eine Stunde vor Rennbeginn in der Nähe des Starts. Der Regen hat inzwischen aufgehört und kurz vor dem Start kommt sogar die Sonne raus. Nur der Sturm ist noch da.
Punkt 15 Uhr geht es los. Die Fahrer starten im 3-Minuten-Rhythmus. Rund 20 Minuten später mache ich mich auf den Weg und kümmere mich um das erste Drittel des Starterfelds. Am Anfang ist das Feld noch nah zusammen und es gibt genug zu kontrollieren. Nach ein paar Stunden zieht sich das Ganze aber ziemlich auseinander. Nachdem ich die Grenze nach Nordirland überquert habe, wird das Wetter schlechter und schliesslich fängt es an zu regnen. Ich bleibe bis Ballymena auf der Strecke. Dann muss ich unser Hotel ansteuern. Es ist schon 21 Uhr und bis 23 Uhr müssen wir eingecheckt haben. Bis zum Hotel sind es rund 120 km und bei Dunkelheit, Sturm und wieder Regen macht die Fahrt überhaupt keinen Spass. Um 22:30 Uhr komme ich endlich beim Inishowen Gateway Hotel in Buncrana an. Holger ist schon da und Urs kommt ein paar Minuten nach mir an. Nach einer kurzen Lagebesprechung in der Bar geht es ins Bett.
Tag 6
Am Morgen bin ich sehr früh wach und kurz darauf startbereit. Als Holger endlich auf meine Whatsapp-Nachricht reagiert, treffen wir uns kurz und ändern die Planung für heute. Ich übernehme wieder die Spitze und er den Schluss. Dafür verzichte ich auf das Frühstück. Das erste Team ist schon vor 2 Stunden an unserem Hotel vorbei gekommen und auch das zweite Team hat Buncrana schon passiert. Als ich um 7:30 Uhr starte, fährt gerade Team 3 an mir vorbei.
Ich fahre zunächst auf der Strecke mit, wechsle dann aber auf die Ostseite der Inishowan-Halbinsel. Knapp nördlich von Londonderry treffe ich wieder auf die Strecke und folge ihr bis Malin Head, dem nördlichsten Punkt Irlands. Es stürmt immer noch und es ist nicht ganz einfach, sich auf den Beinen zu halten. Daher fahre ich schnell weiter. Im weiteren Verlauf des Tages regnet es immer wieder. Bei dem Wetter kommt nur zögerlich Fahrfreude auf.
Wir hatten abgemacht, uns um 16:30 Uhr kurz abzusprechen, wer wo ist und wo wir übernachten. Nach kurzer Absprache buche ich online 3 Zimmer in der Nähe von Castlebar. Da ich eigentlich zu früh Castlebar erreiche, um für heute schon Schluss zu machen, fahre ich noch in Richtung Westport. Prompt treffe ich auf ein Team, dessen Begleitfahrzeug entgegen der Regeln den nachfolgenden Verkehr aufhält. Bei der nächsten Gelegenheit winke ich das Team auf einen kleinen Parkplatz und es gibt eine ausgiebige Standpauke.
Danach fahre ich zurück nach Castlebar (es ist sonst eh kein Team mehr in Reichweite) und quartiere mich als erster die Woodview Lodge ein. Das Abendsessen besteht heute aus Keksen von der Tankstelle. Ich habe keine Lust, bei dem Wetter nochmal vor die Tür zu gehen, um ein Restaurant zu suchen. Nach und nach trudeln Urs und Holger ein. Unsere Gastgeberin erklärt sich netterweise bereit, bereits um 6:30 Uhr Frühstück zu machen. Ich will früh los, um die Spitze, die über Nacht einen grossen Vorsprung herausfahren wird, noch einzuholen.
Tag 7
Nach einem sehr frühen Frühstück mache ich mich gegen 7 Uhr auf den Weg. Ich folge aber nicht der Strecke, sondern nehme den kürzesten Weg in Richtung Clifden. Denn 1. ist die Spitze weit voraus, 2. regnet es in Strömen und 3. habe ich noch einen kleinen Abstecher geplant. Kurz vor Clifden biege ich rechts ab in Richtung Omey Island. Zwischen der Insel und dem irischen „Festland“ liegt eine Sandbank, über die eine offizielle Strasse führt. Das will ich mir mal ansehen und auch mal ausprobieren. Und es lohnt sich. Mit vollbepackter GS über den Sand driften macht nicht nur Spass, sondern hilft auch gegen die kühlen Temperaturen.
Dann geht es wieder an die Arbeit bzw. weiter auf der Rennstrecke. Nach einer Weile stellt sich heraus, dass Urs entgegen der Planung plötzlich vor mir ist. Na gut, macht er eben die Spitze und ich kümmere mich ums Mittelfeld. Das heisst aber auch, dass ich 70 Kilometer zurückfahren oder rund 4 Stunden auf die nächsten Teams warten muss. Also wieder zurück. Lieber durch den Regen fahren als im Regen stehen. Und ein bisschen von der schönen Landschaft sieht man ja auch durch den Regen.
Urs hat inzwischen eine Unterkunft für sich und mich besorgt und schickt mir die Koordinaten. Holger hat sich aufgrund der inzwischen erheblichen Distanz zwischen uns ein eigenes Quartier gesucht. Hinter Galway geniesse ich bei nur noch leichtem Regen die einsame Strecke an der Küste entlang und steuere dann am frühen Abend Ennis an. Leider hat Urs Probleme mit dem Handy und schickt mir falsche Koordinaten. Erst nach längerem Warten im Regen bekomme ich die richtige Adresse der Auburn Lodge. Immerhin gibt es gutes Essen und leckeres Bier.
Tag 8
Heute geht es etwas später los. Auch Marshals brauchen ihren Schlaf. Die Planung ist, dass Urs und ich zunächst Richtung Cliffs of Moher fahren und er dann der Strecke folgt. Ich will hingegen Limerick auslassen und mit der Fähre über den Shannon meinen Rückstand auf die Spitze aufholen. Nach wenigen Kilometern verliere ich Urs an einem Abzweig und fahre alleine weiter. Die Cliffs of Moher schaue ich mir nur kurz von Doolin Harbour aus an. Auf kürzestem Weg steuere ich die Fähre von Killimer nach Tarbert an.
Auf dem Weg dahin fällt mir bei einer Bio-Pause ein Schraube auf, die in meinem Hinterrad steckt. Nach kurzer Prüfung beschliesse ich, erst die Fähre hinter mich zu bringen und dann das Rad zu reparieren. Im Moment ist noch genug Luft drin. Als ich endlich mit der Fähre in Tarbert ankomme, hat der Reifen nur noch 1,2 bar. Jetzt wird es Zeit. Die Reparatur ist dank Flickzeug von Touratech schnell gemacht und wird, wie sich später herausstellen wird, noch einige tausend Kilometer halten.
Das Highlight des heutigen Tags kommt dann am Nachmittag, der Killarney National Park. Zunächst geht es zum Gap of Dunloe und dann auf kleinen einsamen Strassen weiter. Erst bei Waterville komme ich wieder auf ein richtige Strasse. Und was für eine. Der südliche Ring of Kerry ist ein Paradies für Motorradfahrer.
Ach ja, zwischendurch hab ich auch mal das eine oder andere Team bzw. den einen oder anderen Einzelfahrer gesehen. Alle haben sich brav an die Regeln gehalten. Da ich heute später gestartet bin, fahre ich am Abend auch etwas länger. Urs ist weit, Holger ganz weit hinter mir, also suche ich mir alleine eine Unterkunft und bin gegen 22:00 Uhr in der Travel Lodge Cork Airport in Cork.
Tag 9
Mist, ich habe verschlafen. Aber viel wird heute sowieso nicht passieren, da nur ein Team in Reichweite vor mir ist. Hinter mir decken Holger und Urs den Rest ab. Die Spitze ist inzwischen im oder kurz vor dem Ziel. Erst kurz nach 10 Uhr sitze ich auf dem Motorrad und folge der Strecke rund um Cork. Saint Patrick’s Hill, Dromana Bridge und ein paar kleinere Hügelketten bieten einiges an Abwechslung. Richtige Highlights gibt es heute aber nicht. Am späten Nachmittag hole ich dann endlich das Team ein, dass ich schon den ganzen Tag verfolge. Ich beschliesse, mir in der Nähe ein Zimmer zu suchen und morgen dann ins Ziel zu fahren. Nach dem Abendessen in einem McD quartiere ich mich in der Port Lodge in Rosslare Harbour ein.
Tag 10
Am Morgen spreche ich mich wieder mit Holger ab. Er hat abgekürzt und ist jetzt vor mir, Urs deckt den Schluss ab und ich habe eigentlich nichts zu tun. Also fahre ich einfach mal los, vertreibe mir die Zeit mit ein wenig Geocaching und will Holger gegen Mittag ablösen. Die Strecke ist am Anfang so unspektakulär wie gestern. Die Blackstairs Mountains mit dem Mount Leinster bieten dann aber schnell Abwechslung. In Laragh treffe ich Holger und begleite ab hier Team 104. Zunächst geht es durch die Wicklow Mountains und dann an Dublin vorbei bis Navan.
Auf den letzten Kilometern stehen immer wieder Fans von Lokalmatador Ciaran O’Reilly am Strassenrand und die Zielankunft wird von Dutzenden Fans bejubelt. Holger und ich haben Ciaran auf den letzten Kilometern gemeinsam ins Ziel begleitet. Damit endet unser Einsatz beim RAI 2013. Als Urs im Ziel eintrifft verabschieden wir uns vom Organisationskomitee. Es sind zwar noch Fahrer auf der Strecke, aber die können vom OK auch per PKW betreut werden. Nach einem Besuch beim örtlichen McD beenden wir den Tag wieder in unserem Hauptquartier auf der Rathgillan Farm in Nobber.
Irland solo
Tag 11
Nach 5einhalb schönen, spannenden und auch anstregenden Renntagen bin ich urlaubsreif. Unsere Wege trennen sich. Ich habe noch 2 Wochen Urlaub und möchte die auch ausgiebig nutzen. Im Osten Irlands regnet es, aber von Westen her soll das Wetter besser werden. Also steht die Richtung für heute fest. Die improvisierte Route quer durch Irland ist eher uninteressant und von besserem Wetter ist auch nicht viel zu sehen. Also Augen zu und durch. Erst in der Nähe von Clifden hört der Regen auf und wird von Nebel abgelöst. Ich besuche nochmal Omey-Island. Heute ist Samstag und die Sandbank scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Wanderer, Radfahrer, Reiter, Geländewagenfahrer und ein Motorradfahrer (ich) haben auf dem ungewöhnlichen Untergrund ihren Spass. An der nächsten Tankstelle wird die GS dann erstmal mit dem Dampfstrahler von Salz und Sand befreit.
Jetzt kann ich endlich bei immer besser werdendem Wetter die imposante Landschaft mit ihren Buchten, Seen und Bergen geniessen. Und auf den kleinen Strassen bin ich dabei fast alleine unterwegs. Am frühen Abend erreiche ich das The Garden Gates B&B zwischen Westport und Castlebar und quartiere mich für eine Nacht ein.
Tag 12
Auf Empfehlung meiner Gastgeber steuere ich am Morgen Achill Island an. Da das Wetter aber nicht so toll ist und ich heute noch einige Kilometer vor mir habe, verzichte ich auf einen Besuch auf der Insel. Zwischen Ballina und Sligo mache ich einen Abstecher an die Küste. Vor 6 Tagen war ich schon einmal hier und wollte einen Geocache suchen. Sturm, Flut und hohe Wellen haben das verhindert. Heute, bei immer besser werdendem Wetter, Ebbe und ruhiger See kann ich problemlos die Pier befahren und habe den Cache schnell gefunden.
Am frühen Abend erreiche ich das Inishowen Gateway Hotel in Buncrana. Nachdem ich mein Zimmer bezogen habe, mache ich noch einen Ausflug zum Malin Head und geniesse ein improvisiertes Abendessen bei Sonnenuntergang. Erst spät bin ich wieder zurück im Hotel.
Tag 13
Heute ist der letzte Tag in Irland. Auf dem Weg zur Fähre mache ich noch einen Umweg zum Giant’s Causeway. Auch wenn ich die Touristenfalle meide und so die schönsten Stellen nicht zu sehen bekomme, gibt es tolle Aussichtspunkte, die den Umweg lohnen. Dann wird es Zeit für den Weg zur Fähre. In Larne angekommen, besorge ich mir ein Ticket nach Cairnryan. Dann reicht die Zeit gerade noch für ein kurzes Mittagessen, bevor ich um 12:30 Uhr durch die Sicherheitskontrolle am Hafen fahre. Pünktlich um 13:30 Uhr legt die European Highlander von P&O ab.
Schottland
Nach einer ruhigen Überfahrt in einem ziemlich unbequemen Sessel legt die Fähre 2 Stunden später im schottischen Cairnryan an. Ich habe noch genug Zeit für einen Umweg. Zunächst geht es ein Stück entlang der Küste nach Süden und anschliessend mitten durch den Galloway Forest Park nach Ayr. Im Premier Inn beziehe ich mein Zimmer.
Tag 14
Auf meinem Weg in den schottischen Norden habe ich ein kleines Problem: ich muss im morgendlichen Berufsverkehr an Glasgow vorbei. Das klappt am Anfang auch noch ganz gut, aber schliesslich stecke ich doch im Stau. Deshalb habe ich bei der Weiterfahrt nach Oban auch keine Zeit, die Landschaft zu geniessen.
In letzter Minute kaufe ich ein Ticket für die CalMac-Fähre nach Craignure auf Mull und bekomme prompt einen Anschiss von Ticket-Kontrolleur, warum ich erst jetzt komme. Immerhin nimmt er mich noch mit. In der Fähre muss sogar noch ein Auto umgeparkt werden, damit mein Mopped ordentlich verzurrt werden kann. Nach dieser Hektik kommt die ruhige Überfahrt sehr gelegen. (Erst später merke ich, dass mein Ticket eigentlich für die nächste Überfahrt gedacht war und ich zu früh statt zu spät eingecheckt hatte.)
Bei meiner Runde über Mull geniesse ich die leeren Strassen, das (verglichen mit letztem Jahr) gute Wetter und die schöne Landschaft. Auch der eine oder andere kleine Abstecher ist zeitlich drin. Schliesslich habe ich mich vorher schlau gemacht, wann die Fähren fahren. (Im Gegensatz zu letztem Jahr.) In Tobermory wundere ich mich, was für seltsame Scheine aus dem Bankomat kommen. Von einer Clydesdale Bank hatte ich noch nie gehört. Die Fähre von Fishnish nach Lochaline kann ich aber problemlos damit bezahlen. Es scheint also echtes Geld zu sein. Schottische Pfund gibt es offenbar in verschiedenen Ausführungen.
Nach vielen Kurven und der Fähre über den Loch Linnhe erreiche ich am Abend Fort William. Leider ist meine Unterkunft vom letzten Jahr ausgebucht. Daher quartiere ich mich im Premier Inn ein.
Tag 15
Geplant war heute eigentlich ein Kurzbesuch auf der Isle of Skye. Aber ich bin spät dran und werde die Fähre in Mallaig wahrscheinlich verpassen. Ausserdem habe ich für die schönen Ecken von Skye eh keine Zeit. Auf dem Landweg fahre ich in Richtung Skye-Bridge und dann teilweise auf kleinsten Strassen in Richtung Norden. Durch Zufall stosse ich auf den Abzweig nach Applecross. Ohne das grosse Schild, dass von einer Befahrung durch grosse Fahrzeuge und Fahranfänger abrät, hätte ich den Abzweig wohl übersehen.
Den Weg über die Applecross-Halbinsel kann man als Traumstrasse bezeichnen. Die Strassenführung und die Landschaft sind einfach phantastisch. Wegen der teilweise schmalen Strasse sollte man aber immer vorsichtig sein bezüglich Gegenverkehr. Am frühen Abend treffe ich in Ullapool ein. Das Zimmer im Argyll Hotel ist zwar spärlich eingerichtet, aber immerhin habe ich ein eigenes Badezimmer auf dem Gang. Und durch das Fenster gibt es eine schöne Aussicht auf die Bucht.
Tag 16
Bei bestem Wetter mache ich mich auf den Weg. Die Landschaft ist nicht mehr so spektakulär wie gestern, aber trotzdem super schön und ich bin auf den kleinen Strassen fast alleine unterwegs. Bei Durness erreiche den nördlichsten Punkt meiner Tour und folge ein wenig der Küste. Die flache Landschaft mit vereinzelten von Gletschern rundgeschliffenen Bergen ist einzigartig. Dank des tollen Wetters kann ich die Fahrt geniessen. Vor einem Jahr fegte mir hier oben ein Orkan um die Ohren.
Auf dem Weg nach Süden komme ich in Bonar Bridge am dreckigsten Hotel, das mir jemals passiert ist, vorbei. Dann geht es weiter in Richtung Inverness. Kurz vor der Cromarty Bridge gibt es ein Wiedersehen mit den Seehunden, die ich letztes Jahr hier zufällig entdeckte. Die scheinen hier Ihren Stammplatz zu haben.
Im Berufsverkehr kämpfe ich mich durch Inverness. Das Hotel zu finden ist heute nicht so einfach. Die Handy-App hat eine Macke und zeigt das Hotel nicht. Und mein Navi kennt die Adresse nicht. Schliesslich kann ich dann doch im Permier Inn mein Zimmer beziehen.
Tag 17
Inzwischen habe ich mir Gedanken gemacht, wie der Rückweg aussehen soll. Ich habe noch genug Zeit und das Wetter soll auch noch schön bleiben. Also spricht nichts dagegen, bis zum Kanal hinunter zu fahren und auch noch einen Abstecher auf die Isle of Man zu machen.
Aber erstmal geht es durch den Cairngorms Nationalpark. Leider gibts hier wenige Strassen und die kenne ich schon von letztem Jahr. Trotzdem macht es wieder Spass. Nur das Wetter könnte besser sein. Vermutlich regnet es in den Highlands immer.
Ab Perth nehme ich die Autobahn. Ich habe noch einige Kilometer vor mir und die Landschaft ist hier nicht so reizvoll. Hinter der Firth of Forth Roadbridge verlasse ich die Autobahn aber wieder und geniesse noch einige Kilometer auf kleinen Nebenstrassen. Am frühen Abend checke ich im Premier Inn in Dumfries ein. Und weil ich morgen früh raus muss, geht es auch früh ins Bett.
Tag 18
Ich muss früh los. Schliesslich will ich heute noch auf die Isle of Man. Nach wenigen Kilometern verlasse ich Schottland und nehme für die nächsten Kilometer wieder die Autobahn. Geplant hatte ich einen grossen Schlenker durch das Lake District. Aber an einem Wochenende durch diesen National Park zu fahren ist eine dumme Idee. Auf den kleinen Strassen kommt man dank zahlreicher Ausflügler kaum vorwärts und an Überholen ist nicht zu denken. Also schnell wieder raus hier und auf schnellstem Weg nach Heysham.
Nachdem ich mir im Hafen ein Ticket für die Überfahrt mit der Ben-my-Chree der Isle of Man Steam Packet Company gekauft habe, besorge ich mir noch etwas Essbares. Um 13:30 Uhr bin ich wieder am Hafen und checke ein. Eine halbe Stunde später geht es los. Die Fahrt ist sehr ruhig und dauert scheinbar ewig. Zeit genug, mich ausgiebig mit zwei Schotten zu unterhalten.
Isle of Man
Um 18 Uhr erreicht die Fähre Douglas. Ich drehe noch eine kleine Runde und fahre dann in Richtung Flughafen. Für die nächsten 2 Nächte habe ich mich im Hotel Sefton Express einquartiert.
Tag 19
Heute ist Ruhetag. Nach bisher rund 7.000 km habe ich den auch verdient. Ausserdem bin ich auf einer Insel, die für eine „normale“ Tagestour sowieso zu wenige Strassen hat. Also gibt es eine eher kleine Tagestour mit vielen Pausen. An der Südwest-Spitze bläst der Sturm so stark, dass ich mein Mopped nicht sicher abstellen kann. Schade, ich hätte die Seehunde gerne etwas näher beobachtet.
Entlang der Westküste geht es mit einigen kleinen Abstechern zwecks Geocaching nach Norden bis zum Point of Ayre Lighthouse. Von Ramsey aus geht es über wunderschöne Mountain Road zurück nach Douglas. Im Hafen besorge ich mir noch ein Upgrade für die Überfahrt morgen früh. Am frühen Abend bin ich wieder im Hotel. Da ich morgen früh raus muss, verschwinde ich schnell im Bett.
Tag 20
Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Das Gepäck ist schnell verstaut und ich habe noch Zeit für ein spärliches Frühstück. An der SB-Theke neben der Rezeption gibt es Müsli und warmen Kakao. Besser als nichts. Pünktlich um 6:30 Uhr erreiche ich den Hafen und kann sofort an Bord der Schnellfähre Manannan. Eine Stunde später geht die Fahrt los. Ich geniesse auf meinem Fensterplatz in der Premium Lounge noch ein leckeres Frühstück, bevor das stürmische Wetter mir den Magen so verdreht, dass ich dringend an die frische Luft muss.
Der Rückweg
Um 10:00 Uhr fahre ich in Liverpool wieder von Bord. Nachdem ich die Stadt hinter mir gelassen habe, geht es auf einer langweiligen Schnellstrasse in den Norden von Wales. Erst gegen Mittag werden die Strassen kleiner und kurviger. Die schöne Landschaft versteckt sich aber leider meist in den Wolken. Das frühe Aufstehen und die unruhige Überfahrt fordern dann ihren Tribut. Ich bin total k.o. und stecke noch mitten in Wales. Nach einer ausgiebigen Pause wird die geplante Strecke gekürzt und ich fahre auf direktem Weg zu meinem heutigen Ziel. Schade, denn Wales scheint wirklich schön zu sein.
Am späten Nachmittag checke ich im Lamb & Flag in Abergavenni ein. Zum Abschluss des Tages gibt es noch ein sehr gutes Abendessen. Dann muss noch die Route für morgen geplant werden.
Tag 21
Heute geht es zunächst schnellstmöglich vorbei an Bristol. Dann steuere ich Stonehenge an. Diese Steine wollte ich mir schon immer einmal in natura ansehen. Entgegen meiner Gewohnheiten kaufe ich sogar mir eine Eintrittskarte, leihe einen Audioguide und nehme mir Zeit, diesen faszinierenden Ort zu besichtigen.
Durch den South Downs National Park (was ist daran eigentlich National Park?) nähere ich mich der Südküste. Hier herrscht aber so viel Verkehr, dass ich mich etwas ins Landesinnere zurückziehe und langsam in Richtung Folkestone vorarbeite. Wenn ich gewusst hätte, wie „langweilig“ diese Gegend ist, hätte ich anders geplant und wäre auf der Autobahn zum Kanal gefahren. Es gibt hier auch schöne Ecken, aber die findet man nicht unbedingt, wenn man spontan (oder planlos) unterwegs ist. Am frühen Abend erreiche ich Folkestone und quartiere mich in Sichtweite des Tunnel-Terminals im Holiday Inn Express ein.
Tag 22
Das Ticket für die Fahrt durch den Eurotunnel habe ich gestern noch online gebucht. Die 8stellige Buchungsnummer habe ich zum Glück griffbereit für den Automaten-CheckIn. Dann folge ich einfach der Beschilderung durch die Zollkontrolle und hinein in die Warteschlange. Nach kurzer Wartezeit folge ich dem Leitsystem zum richtigen Zug und stelle meine GS gemäss den Parkhinweisen diagonal ab. Verzurrt wird hier nichts. Ich hoffe, der Zug muss nicht stark bremsen. Leider gibts es auch keine Sitze für Motorradfahrer. Ich stehe also während der halbstündigen Fahrt durch den Tunnel.
In Calais scheint die Sonne. Vom Terminal fahre ich zum Hafen. Nachdem mein Hunger durch eine riesige Portion Pommes, wovon die Möwen einen grossen Teil abbekamen, gestillt ist, geht es zuerst entlang der Küste, dann weiter quer durch den Norden Frankreichs. Erst bei Saint-Quentin fahre ich auf die Autobahn. Bei Chalons-en-Champagne habe ich ein Zimmer im Hotel Campanile reserviert.
Tag 23
Der letzte Tag der Tour. Überwiegend auf Hauptstrassen nehme ich die letzten Kilometer in Angriff. Zufällig komme ich an der Quelle der Maas vorbei, wo ich schon 2007 mal gewesen war. An den Vogesen fahre ich vorbei und nehme ab Montbeliard die Autobahn. Ausgerechnet die letzte Mautstelle in Frankreich muss mich dann noch ärgern. Im Gegensatz zu allen anderen Mautstellen akzeptiert sie meine Kreditkarte nicht. Ohne weitere Probleme komme ich um kurz nach 17 Uhr zu hause in Bassersdorf an.
Insgesamt habe ich rund 9.500 km in den letzten gut 3 Wochen zurückgelegt und dabei viel Schönes gesehen und nette Leute getroffen. Die Britischen Inseln sind wirklich eine Reise wert und ich werde sicher wiederkommen.